Ausstellungsgebäude Burgdorfstrasse 4

Das heutige Gebäude mit Küchen-Ausstellung der Firma Stalder Küchen von 2010 dokumentiert mit seiner Kombination aus Holzelementen und grossen Fensterfronten die wieder zunehmende Verwendung von Holz beim Bauen.

Holz

Das Warenlager der Firma Stalder um 1950 | Bild: Walter Stalder

Jeder Quadratmeter unseres Dorfes musste einst dem Urwald im Diessbachgraben und im Kiesental abgerungen werden (A2). Der Mensch hat sich auch bei uns nicht nur durchgesetzt, er hat das Holz auch als Rohstoff zum Heizen und zum Bauen genutzt – bis heute. Zur Verwertung des Holzes wurden schon früh maschinelle Mittel eingesetzt. Tatsächlich war unsere heute verschwundene Sägerei (seit 2007: Coop und Wohnblöcke bei der Bahnlinie) die erste im Amt Konolfingen. 1378 erstmals erwähnt, bestand sie 616 Jahre bis ins Jahr 1994. Ursprünglich lag sie ausserhalb des Dorfes, die Nord-Süd-Erweiterung setzte erst Ende des 19. Jh. ein. Für die Energiezufuhr wurde das Wasser auf der rechten Seite der Kiesen beim Stauwehr entnommen, in einen Holzkännel geleitet und über die Kiesen geführt. Die Sägebachrinne liegt noch heute unter den Platten des Weges zur Chisematte. Auf der Höhe der Zuckerhütte (heute: Bahnhofgarage) wurde das Wasser dann unter dem Bahndamm hindurch zur Säge geführt und trieb dort das Wasserrad bis 1956 an! Bis heute sind die Oberdiessbacher stolz auf ihren Wald. Die 685 Parzellen Wald (insgesamt 603 ha) teilen sich zur Zeit 153 Besitzer in Aeschlen, Bleiken und Oberdiessbach, wobei das Schloss, die Einwohnergemeinde und die Miteigentümergemeinschaft Diessenhof über die grössten Flächen verfügen.

Eine der grössten Edeltannen der Schweiz stand im Glasholzwald (vorne am Kurzenberg). Ihrem Besitzer, dem Schlossherrn v. Wattenwyl, soll es Anfang des 20. Jh. ein besonderes Vergnügen bereitet haben, den Wipfel des Baumes von Bern aus zu erblicken. Am 29. März 1919 wurde der Baumriese gefällt. Dazu musste eigens die grosse Waldsäge der Burgergemeinde Bern herbeigeschafft werden. Sie wurde von 6 bis 8 Männern bedient. Die Tanne war 44 Meter lang und mass über den Stock mehr als 2 Meter. Sie umfasste 24 Kubikmeter und soll 330 Jahrringe gezählt haben. Erst drei Tage später konnten die Stammstücke, zum Teil von acht Pferden gezogen, zur Säge geführt werden.

Nach der Sägerei wurde das Holz in vielen Gewerbebetrieben weiter verarbeitet. An dieser Stelle soll stellvertretend für andere der regional bedeutende Familienbetrieb «Stalder» erwähnt werden. 1935 erwarb Friedrich Stalder (1895-1976) die Zimmerei von seinem ehemaligen Lehrmeister Fritz Schneider. In den Kriegsjahren (1939-1945) war das Bauen ein schwieriges Geschäft. Friedrich Stalder baute ein Chalet ums andere in Eigenregie und wohnte darin, bis er es verkaufen konnte. Wenn er es verkauft hatte, baute er das nächste.

Moschti-Säge-Areal nach 1920 | Bild: Stiftung Luftbild Schweiz, Walter Mittelholzer W3

Bereits 1940 begann Fritz Stalder (1924-2002), der Sohn von Friedrich, mit der Lehre als Zimmermann. 1951 absolvierte er erfolgreich die Prüfung zum Zimmermeister. Als er 1954 an einer Lungen-Tuberkulose erkrankte, musste er nach einjähriger Krankheit eine leichtere Arbeit beginnen. Dies war der Beginn der Stalder Küchen (1955). 1961 erwarb Fritz Stalder den Betrieb seines Vaters Friedrich. 1964 wurde die Werkhalle Süd gebaut und die alte Zimmerei an der Burgdorfstrasse (Bild) wurde zur Küchenausstellung umgebaut. Von 1965-1969 traten die Brüder Fritz, Rudolf, Hans und Walter in den Betrieb. 1975 wurde die bisherige Einzelfirma in eine Familien-AG umgewandelt. 1990 wurde die Werkhalle Nord gebaut. 2002 trat mit Markus Stalder und vier Jahre später mit Patrick die vierte Generation in die Firma ein. 2005 wurden die Zimmereiarbeiten eingestellt, die Firma konzentriert sich seither ganz auf Küchenbau, Badezimmermöbel und Innenausbau. 2010 konnte zum 75-jährigen Firmenjubiläum das neu erbaute Ausstellungshaus an der Burgdorfstrasse bezogen werden. Seit 2013 leiten Patrick (Geschäftsführer) und Markus Stalder (Betriebsleiter) die Firma und sind alleinige Besitzer des Unternehmens. Der Betrieb beschäftigt heute 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist ein gutes Beispiel für ein gelungenes Familienunternehmen, das sich dem Wandel der Zeit erfolgreich stellt. 1943 wurde – damals noch weit ausserhalb des Dorfes – das Holzlager der Firma Jenni erstellt. Hier betrieb man Furnier-und Sperrholzhandel, verbunden mit dem Import von exotischen Hölzern. Dies war – abgesehen von der Bleicherei – der erste Gewerbebau nördlich des Bahnübergangs. Die Umwandlung des Hungachen zum Industriequartier setzte erst rund zwanzig Jahre später ein, etwa gleichzeitig mit der Wohnüberbauung im Rain. Am 15. März 2013 brannte die inzwischen vielfältig umgenutzte Lagerstätte völlig nieder – kantonsweit in diesem Jahr einer der grössten Brände. Unterdessen entsteht am selben Ort ein Neubau mit unterschiedlichen Nutzungen.

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