Anstelle der heutigen stand hier bereits Ende des 12. Jh. eine schlichte Kirche, gedeckt mit Stroh oder Schindeln. Sie war eine Filialkirche von Einigen, die traditionell den irischen Mönchen Beatus und Justus zugeordnet wird. Die Kirche ist somit früher überliefert als der kyburgische Weiler Diessbach (1218). Der erste bekannte Leutpriester in Oberdiessbach hiess Peter (1266). Der ursprüngliche Kirchhof war grösser. Er wurde bis 1739 als Beerdigungsplatz genutzt, vereinzelt noch bis 1908. Als Ersatz wurde 1738 der

Kirchhof um 1920 mit dem alten Friedhof | Bild: PVo 20

Hübeli-Friedhof an der Schulhausstrasse (heute stehen hier Mehrfamilienhäuser) geschaffen und 1932 vom heutigen Standort im Haslifeld abgelöst. Die grösste Ausdehnung der Kirchgemeinde reichte 1790 von Herbligen bis nach Süderen bzw. von Dessigkofen (bei Freimettigen) bis an die Rotache.

Beatus, die irischen Mönche und ihre Botschaft

Die Ursprünge der Kirche von Einigen liegen vermutlich im 7. Jahrhundert. Sie ist die Ursprungskirche der 12 romanischen Kirchen rund um den Thunersee und wird mit der zweiten Christianisierung unserer Gegend verbunden. Es könnte also durchaus sein, dass Beatus (und Justus) den christlichen Glauben auch in unsere Gegend gebracht haben. In den letzten Jahren gab es einen Historikerstreit über die Frage, ob Beatus eine historische Person sei. Die Beschreibung seines Wirkens ist aber glaubhaft – auch im Vergleich zu den Lebensgeschichten anderer irischer Mönche. Noch weniger ist die Wirkungsgeschichte zu bestreiten: Nach der Reformation gelang es der Berner Regierung nur mit Mühe, die Wallfahrten zur Beatushöhle, dem Grab und der Kapelle des Beatus zu stoppen. Erst nach ihrer Zerstörung konnte der Beatus-Boom gestoppt werden. Als Ersatz erbauten die katholischen Obwaldner eine Beatuskapelle bei Giswil, am Fusse des Brünigs.

Die irische Missionsstrategie: Anknüpfen und Konfrontieren

Während die erste Christianisierung durch römische Soldaten und Kaufleute militärischen Strategien folgte, wirkten die mehr ländlich gesinnten irischen Mönche auch ausserhalb der Städte. Meist in 12er-Gruppen unterwegs, fühlten sich einzelne Mönche zur Einsiedelei berufen – wie Beatus und Justus. In ihrer Missionsstrategie verfolgten die irischen Mönche eine Kombination aus Anknüpfen und Konfrontieren. Die Vertreibung des Drachens aus der Beatushöhle im Zeichen des Kreuzes ist eine dramatische Schilderung des Kampfes gegen die in den heidnischen religiösen Vorstellungen verwurzelte zerstörerische Macht des Bösen und der Angst. Die Mönche rechneten zwar mit dem Bösen in unterschiedlicher Gestalt. Die Macht des Gebetes war für die Mönche aber stärker als jede Magie. Zudem rechneten sie mit der Gegenwart Gottes mitten in der Welt und deuteten Phänomene der Schöpfung oft als Reden Gottes. Die Heilkraft von Pflanzen verbanden sie mit dem Gebet um Heilung. Sie entrümpelten die heidnische Götterwelt und verkündeten die göttliche Dreieinheit aus Vater, Sohn und dem Heiligen Geist.

Die Mönche machten deutlich, dass die Götter nicht mehr durch Opfer besänftigt werden mussten. Grund: Der Sohn Gottes war als Kind in die Welt gekommen (Weihnachten). Er hatte gezeigt, wie ein von Liebe geprägtes Leben aussieht. Christus hatte das Böse mit seinem Opfertod überwunden (Karfreitag). Er war darin von seinem Vater im Himmel bestätigt worden (Auferstehung), war in den Himmel zurückgekehrt (Auffahrt) und hatte seine Nachfolger eingesetzt, diese gute Botschaft in der Kraft des Heiligen Geistes zu leben und zu verkünden (Pfingsten), bis er wiederkommen würde (Wiederkunft). Eine Botschaft, die bis heute gleich geblieben ist (K11).

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